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Asmara in Eritrea - Afrikas Hauptstadt der Moderne

Haushohe Palmen säumen Asmaras Hauptstraße, als wäre eine Stadt von der italienischen Riviera auf das afrikanische Hochplateau versetzt worden. Asmara ist dem Himmel nah: Auf fast 2.400 Metern Höhe liegt es im ostafrikanischen Hochland.

Asmara, die Hauptstadt des kleinen ostafrikanischen Staates Eritrea, ist Afrikas heimliche Hauptstadt der Moderne. Mehr als 400 Bauten der Art deco, des Futurismus, Rationalismus und Funktionalismus hat die italienische Kolonialmacht hier hinterlassen. Errichtet wurden sie vor allem in den 1930er Jahren. Durch Nichtbeachtung und Geldmangel sind fast alle erhalten geblieben und Asmara so zu einem Architekturmuseum der Moderne geworden.

Eine Tankstelle als Ikone der Architektur einer Stadt

Fiat Tagliero - vielleicht die schönste Tankstelle der Welt. Gebaut 1938. Der Volksmund nannte sie sofort l'aeroplano, das Flugzeug. Nach der damaligen italienischen Bauordnung hätte man so weit hervorstehende Dächer gar nicht ohne Stützen bauen dürfen. Während der Bauarbeiten ließ Architekt Pettazzi lediglich hölzerne Pfosten aufstellen, die er bei Fertigstellung wieder abnehmen ließ.

Das Cinema Impero

Ein eigenes Kapitel in der Architekturgeschichte Asmaras sind die Lichtspielhäuser: Das Cinema Impero hat eine Art-deco-Fassade, entworfen für die Nacht. Ein Kino, gemacht für große abendliche Premieren, gelegen direkt am Boulevard. Der Zutritt war unter der italienischen Kolonialherrschaft natürlich nur Weißen gestattet.

Nda Mariam - die koptische Kathedrale von Asmara


Sie liegt auf der Spitze eines Hügels am Nordostrand der Innenstadt von Asmara. Die Kirche ist Maria geweiht und hat eine weit zurückreichende Geschichte. Der Legende nach soll bereits um 400 v. Chr. die israelische Bundeslade aus Jerusalem hierher gebracht worden sein. Wahrscheinlicher ist die Überlieferung, dass sich an dieser Stelle in vorchristlicher Zeit ein sabäischer Tempel befand und eine erste christliche Kirche hier im 7. Jahrhundert errichtet wurde. Das heutige Kirchengebäude wurde zwischen 1917 und 1920 nach Plänen des italienischen Ingenieurs O. Cavagnari auf quadratischem Grundriss im Stil der Klassischen Moderne errichtet.

Der Sprung Asmaras in die Moderne ist jedoch nicht allein aus urbanistischer und architektonischer Sicht bemerkenswert, sondern reflektiert zugleich die Ambivalenz der Moderne auf dem afrikanischen Kontinent. So steht Asmaras urbane Konstituierung und Blüte gleichzeitig für den Faschismus und Italiens expansionistische Politik gegenüber dem damaligen Abessinien (Äthiopien). Koloniale Segregation und die ab dem Jahre 1937 erlassenen faschistischen Rassengesetzte hielten in der Stadtplanung Einzug und begleiteten den Alltag bis zur Eroberung durch britische Truppen im Jahre 1941.

Dennoch hat die eritreische Bevölkerung im Laufe der Zeit die Stadt angenommen. So hat sich hier im ostafrikanischen Hochland eine einzigartige Stadt der Moderne aus europäisch-italienischen und afrikanisch-eritreischen Kulturen entwickelt. In dieser Atmosphäre der Toleranz, die auch als „Asmara Style“ bekannt wurde, leben die verschiedenen Kulturen, Religionen, Bevölkerungsgruppen und Ethnien in der Hauptstadt des seit 1991 unabhängigen ostafrikanischen Staates zusammen.

Das Zentrum für die Bewahrung des eritreischen Kulturerbes (CARP) hat 2001 die eritreische Regierung erfolgreich überzeugt, das gesamte Stadtzentrum von Asmara unter Denkmalschutz zu stellen.

Eine Ausstellung zu Asmara, die am Bauhaus Dessau konzipiert wurde und sich auf Fotomaterial des englischen Fotografen Edward Denison stützt, tourt seit einigen Jahren durch die Welt; sie wurde unter anderem bereits in Berlin, Tel Aviv, London, Turin, Bologna, Graz, Ägypten, Nigeria und Togo gezeigt. Nun kommt sie nach München und wird noch bis zum 19. August 2012 in der Pasinger Fabrik gezeigt.

 

Quelle: oe1.ORF.at, Deutsches Architekturmuseum

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